In dieser Schlüsselszene aus Mein Ende. Dein Anfang. spielen Lichtgestaltung und Bildkomposition im Zusammenwirken mit den Kameraperspektiven eine besondere Rolle. Im Rahmen einer Szenenanalyse kannst du das Zusammenspiel der filmgestalterischen Mittel in aufeinander aufbauenden Aufgabenschritten untersuchen. Ausgangspunkt der Analyse ist der Dialog zwischen Nora und Aron.
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Markiere im Transkript des Dialogs Themen und Motive, die dir an anderen Stellen im Film begegnet sind. Deute diese im Kontext des ganzen Films im Schreibfeld.
Nora: „Aron?“
Nora: „Es ist die Angst.“
Nora: „Ich hab zum Beispiel Angst, dass ein Flugzeug abstürzt und auf uns drauf fällt. Oder dass ein Blitz einschlägt. Obwohl, das würden wir wahrscheinlich überleben. Aber …“
Nora: „ … es würde anfangen zu brennen und dann müsste die Feuerwehr kommen …“
Nora: „ … und die würden dann versuchen zu löschen, aber wahrscheinlich vergessen, dass wir hier drin sind und dann würden sie immer weiter Wasser reinpumpen, bis wir ertrinken.“
Nora: „Zum Glück sind wir gute Schwimmer. Dann hätten wir eine Chance.“
Nora: „Da fällt mir ein, dass die Steckdose in der Küche ja kaputt ist. Deswegen würde dann das Löschwasser den Strom leiten und wir würden an einem elektrischen Schlag sterben. Und dann würden alle denken, dass wir vom Blitz gestorben sind. Und keiner würde je wissen, was wirklich passiert ist außer uns.“
Aron (flüstert): „ … “
Nora: „Ich dich auch.“
Farben und Lichtsetzung sind wichtige Gestaltungsmittel im Film und hängen direkt zusammen: Denn wie es keinen Film ohne Licht geben kann, gibt es auch keine Farbe ohne Licht. In der filmischen Gestaltung dient Farbe dabei nicht nur der visuellen Ästhetisierung, sondern auch als wichtiges Mittel zur Erzeugung von Atmosphäre, zur Charakterisierung von Figuren und zur Vermittlung von Emotionen und thematischen Nuancen.
Farben können gezielt eingesetzt werden, um spezifische Stimmungen zu erzeugen oder die psychologische Bedeutung einer Szene zu verdeutlichen. Die Farbsymbolik, die auf kulturell und historisch bedingten Assoziationen beruht, spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Beispielsweise wird die Farbe Rot häufig mit Wärme, Leidenschaft aber auch mit Gefahr oder Aggression assoziiert, während Blau oft für Ruhe, Kälte oder Melancholie steht. Durch Wiederholungen können Farben und farbige Gegenstände, Kostüme etc. auch zu einem filmischen Motiv werden.
Vielen Filmen liegt ein spezifisches Farbschema zugrunde: Die Farbpalette eines Films, d.h. die Gesamtheit der dominierenden Farben, kann den stilistischen und atmosphärischen Grundton eines Werkes bestimmen. Wichige Eigenschaften von Farbeschemata werden durch Farbkontraste, Farbhelligkeit und Farbqualität der verwendeten Farben bestimmt.
Im Zeitalter des digitalen Films hat die Farbkorrektur, auch Color Grading genannt, an Bedeutung gewonnen. Durch digitale Techniken können Farbtemperatur, Sättigung und Kontrast nachträglich präzise angepasst werden, um die visuelle Kohärenz und die ästhetische Vision der Filmemacher*innen zu perfektionieren.
Um eine Einstellung oder eine Szene in einem bestimmten Farbton (monochromes Farbschema) erscheinen zu lassen, gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten:
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Rote Szene aus Lola rennt, Tom Tykwer, Deutschland, 1998, TC 00:30:20 – 00:32:55
Wenn du dich mit dem Film Lola rennt von Regisseur Tom Tykwer ausführlicher beschäftigen möchtest, findest du auf lola-rennt.neue-wege-des-lernens.de/ eine umfangreiche Sammlung interaktiver Aufgaben.
Mit der Kameraperspektive wird der Blickwinkel beschrieben, aus dem das Geschehen gefilmt wird. Die Position der Kamera zum abgebildeten Motiv bestimmt die Sicht auf den Handlungsraum und ermöglicht eine Bewertung. Die Auswahl der Perspektive kann sowohl aus dramaturgischen Gründen geschehen als auch technisch notwendig sein.
In Abhängigkeit zum abgebildeten Motiv unterscheidet man zwischen Aufsicht /Vogelperspektive, Normalsicht/Augenhöhe und Untersicht /Froschperspektive.
Die erhöhte vertikale Kameraperspektive der Aufsicht lässt die Zuschauer*innen von oben auf das Geschehen blicken. Sie kann mit einer dominanten Bewertung verbunden sein, in der Figuren im Film als unterlegen dargestellt werden oder auch dazu dienen, einen Überblick auf einen Schauplatz zu liefern. Eine extreme Aufsicht nennt man Vogelperspektive.
Die gebräuchlichste Perspektive ist die Normalsicht, die das Geschehen auf Augenhöhe filmt und unserer Realitätswahrnehmung weitestgehend entspricht.
Bei der Untersicht befindet sich der Kamerastandpunkt auf einer niedrigen vertikalen Position und filmt das Geschehen von unten nach oben. Diese Sichtweise wird häufig gewählt, wenn beim Betrachter Ehrfurcht oder ein Unterlegenheitsgefühl gegenüber einem Objekt oder einer Person erweckt werden soll. Eine extreme Untersicht ist die Froschperspektive, die Personen als besonders dominant und mächtig charakterisieren kann.
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