Einführung zum Film

Kurzinhalt

Voller Enthusiasmus tritt die junge Karla Blum nach Abschluss der Universität ihre erste Stelle als Lehrerin in einer Kleinstadt im Norden der DDR an. Ihre Mission: das Lernen lehren. Mit ihrem Chef, Direktor Hirte, versteht sie sich anfangs recht gut. Mit ihrem Anspruch, die Schüler*innen dazu zu bringen selbständig und kritisch zu denken, eckt Karla jedoch bald an. Ihre Wahrheitsliebe und ihr Idealismus stoßen auf Unverständnis. Das Schulkollegium bemüht sich, die kompromisslose Karla auf Linie zu bringen – auch einige der Schüler*innen, die längst wissen, was man besser nicht sagt, reagieren irritiert. Selbst Kaspar, mit dem Karla eine lose Beziehung eingeht, gehen Karlas Ansprüche zu weit. Er selbst, eigentlich Journalist, verrichtet lieber im Holzhandel schwere Arbeit, als System-konforme Texte zu verfassen. Nach einem Vorfall, bei dem Direktor Hirte von Karla fälschlich beschuldigt wird, fügt sich die junge Frau vorübergehend dem systemkonformen Schulalltag. Kurz vor den Abitur-Prüfungen bäumt sich ihr aufrichtiges Gemüt jedoch wieder auf. Karla fordert von ihren Schüler*innen, zu ihrer Meinung zu stehen. Die Konsequenz lässt nicht lange auf sich warten.

Karla wurde 1965 in der DDR als Produktion der staatseigenen DEFA-Filmproduktion in Schwarz-Weiß gedreht, aber nicht fertiggestellt. Der Film gehört zu den sogenannten Verbotsfilmen der DDR. Erst 1990, nach dem Ende des SED-Regimes, wurde der Film des Regisseurs Herrmann Zschoche rekonstruiert und zum ersten Mal vor Publikum im Kino gezeigt.

Jutta Hoffmann spielt Karla, Quelle: DFF

Die Schauspielerin Jutta Hoffmann im Gespräch mit Steffi Hoffmeister in: „Für Dich“, Illustrierte Frauenzeitschrift der DDR, Nr. 46/2. November 1965:

„Ich glaube, ich spiele diese Karla, weil sie ein Mensch mit eigener Meinung ist. Karla besitzt Ideale, die sie nicht aufgeben will. Was sie für richtig erkannt hat, dafür tritt sie vorbehaltlos ein. Als es für sie an der Schule schwierig wird, entscheidet sich Karla trotzdem für den schwierigen Weg. Nur einmal versucht sie, sich ‚anzupassen’ [...]. Sie wird gelobt – und ist unglücklich. Ihre letzte Entscheidung gehört wieder dem Richtigerkannten, dem Komplizierten ... [...] Ich glaube, dass Menschen oft bereit sein können, ihre Ideale aufzugeben oder sogar ein Stück eigener Individualität, wenn es Schwierigkeiten für sie gibt. Unsere sozialistische Gesellschaft braucht aber Menschen, die eigenständig denken. Nur sie können schöpferisch arbeiten. Karla versucht, solch ein Mensch zu sein.“

Quelle: zitiert in einem Kommentar von Pitt Herrmann auf filmportal.de: https://www.filmportal.de/film/karla_b87f4d040ef240b0a6a9fffe112b5432