Figurenbaukasten, Handlungen und Motivationen

Figuren mit ihren Charakterzügen, Emotionen, Handlungen und Entwicklungen spielen eine zentrale Rolle in jedem Film, denn ohne Handelnde gäbe es keine erzählbare Geschichte. Figuren müssen dabei nicht zwangsläufig Personen sein, auch Tiere oder Gegenstände können diese Rolle übernehmen. Sich mit einem Film auseinanderzusetzen bedeutet deshalb auch immer eine Betrachtung der Figuren mit ihren Emotionen, Handlungen, Charakteren und Entwicklungen. In einem ersten Zugang kann die Frage gestellt werden, ob einzelne Figuren des Filmes oder Figurengruppen betrachtet werden sollen. Möchte man sich mit einzelnen Figuren näher auseinandersetzten, so hilft eine Unterscheidung zwischen Charakter und Typus (Figurenkonzeption) und eine Untersuchung der Mittel, mit denen die Figuren im Film dargestellt werden (Figurencharakterisierung). Sollen Figurengruppen und ihre Beziehungen zueinander im Mittelpunkt stehen, kann zwischen Haupt- und Nebenfiguren unterschieden werden (Figurenkonstellation).

Die Schemazeichnung gibt einen Überblick über Katgorien der Figurenkonzeption, der Figurencharkterisierung und der Figurenkonstellation.

Wacker, Kristina (2017): Filmwelten verstehen und vermitteln. Das Praxisbuch für Unterricht und Lehre. Stuttgart: utb

Um einzelne Figuren besser verstehen zu können, hilft zu Beginn eine nähere Betrachtung der Figurenkonzeption mit der Unterscheidung von Charakter und Typus. Charaktere sind Figuren, die individuelle Eigenschaften besitzen und komplex oder auch widersprüchlich sind. Sie können die Zuschauer überraschen, ihre Handlungen sind nicht immer vorhersehbar und häufig machen sie im Laufe der Handlung selbst eine Entwicklung durch. Als Typus wird eine Figur ohne diese individuelle Prägung bezeichnet. Diese Figuren lassen sich meist in einem Satz beschreiben.

Damit wir die Handlung eines Filmes verstehen können, benötigen wir viele Informationen über die Filmcharaktere, über ihre Eigenschaften, Motivationen, Ängste, Sehnsüchte, Stärken und Schwächen. Diese Informationen können auf unterschiedliche Art und Weise vermittelt werden:

Bei einer figuralen Charakterisierung liefert uns die Figur selbst Informationen über sich oder wir erfahren durch andere Personen etwas über die Figur.

Bei einer visuellen Charakterisierung erfahren wir durch das optische Erscheinungsbild und die Art und Weise, wie eine Figur ins Bild gesetzt wird, etwas über deren Eigenschaften. Das Szenenbild (beispielsweise durch die Gestaltung eines Zimmers) trägt ebenfalls zur visuellen Charakterisierung bei.

Auch die auditive Ebene trägt durch Töne, Musik und Sprache entscheidend dazu bei, welche Charaktereigenschaften wir einer Figur zuschreiben.

Werden uns Figurenmerkmale durch die Mimik und Gestik einer Person vermittelt, liegt eine mimetische Charakterisierung vor.

Und nicht zuletzt tragen auch die Kamerahandlungen durch Perspektiven, Bewegungen und Einstellungsgrößen dazu bei, wie wir eine Figur wahrnehmen.

Eine Figurenkonstellation ist ein Netz aus Beziehungen zwischen den Figuren eines Films. Dieses Netz bestimmt, wie sich die Handlung entwickelt und welche Konflikte entstehen.

In der Figurenkonstellation werden alle sozialen Beziehungen (Freundschaften, Feindschaften, Verwandtheitsgrade etc.) der Figuren festgehalten. Beziehen sich Figurencharakterisierungen und Figurenkonzeptionen auf einzelne Personen, so beschäftigt sich die Frage nach der Figurenkonstellation mit einem Figurenensemble. Auf der ersten Ebene lassen sich Haupt- und Nebenfiguren unterscheiden.

Zu den Hauptfiguren gehören der Protagonist bzw. die Protagonistin, die als Schlüsselfigur die Handlung bestimmt und im Wahrnehmungszentrum steht. Protagonist*innen können auch als Figurenensemble auftreten, wie z. B. Sherlock Holmes und Dr. Watson. Helden*innen müssen sie nicht zwangsläufig sein, sondern können auch widersprüchliche Anti-Helden*innen charakterisieren. Um eine interessante Geschichte erzählen zu können, braucht es natürlich auch einen Gegenspieler bzw. eine Gegenspielerin. Diese Antagonist*innen können Personen sein oder als antagonistische Kraft (z.B. in Form von Naturgewalten) auftreten.

Die Funktion von Nebenfiguren besteht darin, die Hauptfiguren und ihre Bedeutungen näher zu definieren, das Thema und Umfeld zu charakterisieren und dem Plot Leben einzuhauchen. Je nach Wichtigkeit der Rolle wird dabei zwischen Episoden- und Hilfsfiguren, Figuranten und Statist*innen unterschieden.

Mit dem Figurenbaukasten kannst du unterschiedlichen Fragen zu den Figuren und ihren Beziehungen untereinander nachgehen oder eine vollständige Figurenkonstellation erstellen. Wähle aus den Vorschlägen (Fragen und Impulse) aus oder stelle eigene Fragen bzw. eigene Themen in das Zentrum deiner Untersuchungen. Neben eher allgemeinen Fragen und Impulsen, die auf Filme generell anwendbar sind, gibt es filmspezifische Detailfragen (🔎) zu Karla. Auch Zitate (💬) können Ausgangspunkt oder Ergänzung einer Fragestellung sein. Zur Bearbeitung stehen dir Pfeile, Notizkärtchen und weitere Werkzeuge sowie spezielle Icons zu Figurenrollen, Requisiten und Motiven zur Verfügung. Mit den Sprech- und Gedankenblasen kannst du die Filmfiguren auch selbst zu Wort kommen lassen.

Du kannst deine Arbeitsergebnisse zu einer Aufgabe mit dem Download-Icon unterhalb der Arbeitsfläche als Grafik sichern.

Tipp
Notizkärtchen
Pfeile und Formen
Sprechblasen
Zustimmung
Hauptfigur
Nebenfigur
Alkohol
Jean d’Arc
Sozialismus
Theodor Fontane
Westfernsehen
Foto Hirte