Gespräch auf der Treppe – Einstellungsgrößen, Kameraperspektive und Montage

Ausschnitt 1: „Gespräch auf der Treppe“

Im vorliegenden Filmausschnitt haben Rolf und Núria ihr Ziel erreicht: die Stadt Foix. Jetzt sitzen sie auf einer Treppe und es entwickelt sich ein wichtiges Gespräch, in dessen Verlauf Rolf erkennt, dass er seinen Vater nicht in Foix treffen wird und ihn vielleicht nie wieder sieht.

Aufgabe 1

Untersuche, wie im Film die Unterhaltung der beiden mithilfe unterschiedlicher Kamera-Einstellungsgrößen ins Bild gesetzt wird.

Eine Einstellung ist das Stück Film zwischen zwei Schnitten.

  1. Fertige mit dem Kamera-Icon exemplarisch Standbilder zu den unten aufgeführten Einstellungsgrößen an, die im Filmausschnitt vorkommen. Überlege, warum der Regisseur die jeweilige Einstellungsgröße hier wohl verwendet hat.

Notizkärtchen
  1. Wie verändern sich die Einstellungsgrößen, als das Gespräch zwischen Núria und Rolf eine ernste Wendung nimmt? Welche Einstellungsgröße wählt der Regisseur in dieser Passage der Szene? Hast du eine Idee, warum er hier diese Einstellungsgröße verwendet hat?
  2. Der ersten Einstellung einer Filmsequenz kommt eine besondere Bedeutung zu. Sie wird in der Filmsprache als so genannter Establishing Shot bezeichnet, weil sie den Zuschauer*innen hilft, sich zu orientieren. Welche Einstellungsgröße hat die erste Einstellung der Filmsequenz mit Rolf und Núria auf der Treppe?

Aufgabe 2

Der „Blick“ der Kamera ist auch der des Zuschauers/der Zuschauerin. Durch ihn wird der Ausschnitt ausgewählt, der uns von der Welt des Films gezeigt wird. Die Kamera nimmt dabei eine bestimmte Perspektive ein, aus der sie die Szene aufnimmt. Verschiedene Kameraperspektiven erzielen eine unterschiedliche Wirkung in der Wahrnehmung.

  1. Suche beispielhaft Standbilder zu unterschiedlichen Kameraperspektiven aus, die im Ausschnitt vorkommen.
  2. Zeichne mit Pfeilen die Blickrichtung ein, in die die Kamera deinen Blick mit der jeweiligen Kameraperspektive lenkt. Was bewirkt die jeweilige Perspektive?
Pfeil

Aufgabe 3

Núria und Rolf beginnen im Verlauf der Szene zu streiten, weil Núria glaubt, dass Rolfs Vater log, als er ihm bei der Trennung in den Bergen sagte, er würde nachkommen. Rolf wird wütend und streitet das ab. Bei den Dreharbeiten wird die Unterhaltung aus unterschiedlichen Perspektiven gefilmt. In der später folgenden Postproduktion werden diese Aufnahmen in kleine Stückchen geschnitten und neu aneinander montiert, wobei unterschiedliche Montage-Techniken eingesetzt werden. Der Teil des Gesprächs zwischen Núria und Rolf, in dem sie sich streiten, wurde in einer bei Dialogen häufig genutzten Montage-Technik geschnitten: im Schuss-Gegenschuss-Verfahren. Die Kamera richtet sich abwechselnd auf die beiden Filmfiguren, die miteinander reden: Figur A („Schuss“), Figur B („Gegenschuss“).

  1. Fertige je ein Standbild der beiden Kamerapositionen des Schuss-Gegenschuss-Verfahrens in diesem Teil der Sequenz an.
  2. Zeichne mit einem Pfeil die jeweilige Blickrichtung in beiden Bildern ein. Überlege, wo jeweils die Kamera stehen muss, um die Aufnahme so machen zu können.
  3. Welche Teile des Bildes sind jeweils scharf, welche eher unscharf zu erkennen? Du kannst die Grenzen der scharfen oder unscharfen Bereiche mit dem Stift einzeichnen.
Pfeil
Kamera
Stift

Gefühle in Bilder übersetzen – Kamerabewegungen, Objektive und subjektive Kamera

Rolf realisiert, dass er seinen Vater nicht wiedersehen wird und gerät in größte Aufregung und Panik: kopflos rennt Rolf durch die engen Gassen von Foix. Finde heraus, mit welchen filmsprachlichen Mitteln Rolfs Gefühle in Bilder übersetzt werden.

Ausschnitt 2: „Ich weiß wie weh es tut“

Aufgabe 4

Aus welcher Sicht nimmt die Kamera die Szene auf?

  1. Schau den Filmausschnitt und versuche nachzuvollziehen, aus welcher Sicht die Kamera die Szene aufnimmt: meist ist es die objektive Sicht eines allwissenden Erzählers, der von außen auf die Geschehnisse schaut, aber einige Einstellungen sind aus der Sicht von Rolf aufgenommen, also aus der Subjektive. Wähle für beide Sichtweisen ein Beispiel aus und fertige ein Standbild an.
  2. Finde weitere Einstellungen, in denen die Kamera aus der subjektiven Perspektive von Rolf die Situation filmt (kleiner Tipp: Rolf kann in diesen Einstellungen natürlich nicht im Bild sein). Fertige von diesen Einstellungen aus Rolfs Sicht Standbilder an. Was fällt dir auf?
Notizkärtchen

Aufgabe 5

Die Kamera ist in den Momenten der Szene, in denen sie in die Subjektive wechselt, sehr bewegt.

  1. Welche Kamerabewegungen kannst du erkennen? Sammle Standbilder solcher Bewegungsmomente und benenne sie durch Zuordnung der Icons. Weitere Kamerabewegungen kannst du in den Notizkärtchen ergänzen und beschreiben.
  2. Zeichne auf den Bildern die Richtung ein, in die die Kamera sich bewegt.
  3. Zeigen die Pfeile auf den Bildern in die gleiche Richtung oder in gänzlich verschiedene Richtungen?
Notizkärtchen
Kamera
Kamerabewegungen
  1. Welche Wirkung erzielt der Film mit den starken Kamerabewegungen bei dir als Zuschauer*in?

Aufgabe 6

Rolf rennt durch enge, dunkle Gassen der fremden französischen Stadt. Viele Eindrücke und Bilder stürzen auf ihn ein. Aber da sind auch Bilder aus ganz anderen Situationen:

  1. Wer/was begegnet ihm und steigert seine Panik? Fertige Standbilder an, die zeigen was ihm begegnet und seine Angst und Verwirrung weiter steigert. Schneide anschließend die jeweiligen Elemente mit dem Lasso-Tool aus und benenne sie.
    Tipp: Nachdem du die Elemente mit dem Lasso-Tool ausgeschnitten hast, kannst du das ursprüngliche Standbild löschen.
  2. Zwischen die flüchtigen Bildeindrücke geraten kurze Sequenzen aus ganz anderen Situationen der Filmhandlung: Sammle Standbilder dieser Situationen. Um was für Bilder handelt es sich?
Notizkärtchen
Lasso
  1. Warum, glaubst du, wurden diese eigentlich nicht in die Szene gehörenden Bilder in die Sequenz hineingeschnitten? Worum geht es in diesen ganz kurzen Filmschnipseln?

Aufgabe 7

  1. Schau die Sequenz abschließend noch einmal:
    Beurteile: kann man sich durch die Führung der Kamera gut in Rolfs chaotische und ängstliche Gefühlslage in dieser Situation hineinversetzen?
  2. Auch die Tonebene des Ausschnitts ist von großer Bedeutung. Schau die Sequenz noch einmal ohne Ton. Beschreibe, wie der fehlende Ton die Wirkung des Ausschnitts auf dich verändert.

Núria findet ihre Eltern wieder – Filmische Realität und Traumwelten

Núria schließt ihre tot geglaubten Eltern in die Arme. Die Eltern weinen vor Glück und Erleichterung. Rolf steht daneben – glücklich für Núria, aber umso schmerzlicher spürt er den Verlust des Vaters. Untersuche, wie der Film Rolfs Sehnsucht nach seinem Vater visualisiert.

Ausschnitt 3: „Gehen wir“

Aufgabe 8

  1. Der Film vermischt die filmische Realität mit Rolfs Fantasie. Sammle Standbilder , die es in der filmischen Realität eigentlich nicht geben würde.
Notizkärtchen
  1. Am Ende der Szene wendet sich der Vater in Richtung eines Kleiderschranks – Hä, wieso steht da in Rolfs Vorstellungswelt plötzlich ein Schrank? Kannst du erklären, wieso der Regisseur des Films auf diese komische Idee gekommen ist? Kleiner Tipp: es hat etwas mit dem Buch zu tun, aus dem Rolf Núria immer wieder vorliest.