Berlin. Die Sinfonie der Großstadt gilt neben Spielfilmen wie Nosferatu, Dr. Mabuse oder Metropolis als herausragender Klassiker des Weimarer Kinos und prägte maßgeblich das dokumentarische Genre des sogenannten Querschnittfilms. Regisseur Walter Ruttmann (1987 – 1941) möchte mit seinem Film einen Eindruck vom Leben in der Stadt Berlin vermitteln. Schon in den 1920er Jahren ist Berlin eine Großstadt und Ruttmann muss auswählen, was er von Berlin zeigt: Seine größtenteils nicht inszenierten Aufnahmen – ca. 62 Minuten, damals sehr lang für einen Film – sollen für die ganze Stadt stehen, können aber die städtische Realität natürlich nicht 1:1 wiedergeben. Weil der Film die Realität eher nüchtern und distanziert betrachtet, entspricht er der damaligen Kunstströmung der „Neuen Sachlichkeit“, die sich so vom subjektiv-emotionalisierenden, ausdrucksstarken „Expressionismus“ absetzen will.
Hierzu vertiefend: https://filmundgeschichte.com/neue-sachlichkeit und https://filmundgeschichte.com/filme-in-ihrer-zeit/film-in-der-weimarer-republik-1919-bis-1933
Walter Ruttmann bei den Dreharbeiten zu Berlin. Die Sinfonie der Großstadt, Quelle: Unknown photographer, Public domain, via Wikimedia Commons
Berlin. Die Sinfonie der Großstadt ist ein Stummfilm. Die Originalmusik zum Film komponierte Edmund Meisel (1894 – 1930).
Seine Gesamtidee für das Filmerlebnis im Zusammenspiel mit der sinfonischen Musik beschreibt der Regisseur so:
„Die Menschen zum Schwingen bringen, sie die Stadt Berlin erleben lassen … mit den Eigentümlichkeiten und Möglichkeiten
des Kinos“1.
Walter Ruttmann hat in der Folgezeit als UFA-Regisseur gearbeitet und z. B. Werbefilme gedreht. Seine Leidenschaft für
Aufnahmen von Technik und Industrie fällt zusammen mit der Ästhetik der verherrlichenden nationalsozialistischen
Propagandafilme im Dienst der Waffen- bzw. Kriegsproduktion, womit Ruttmanns Karriere eine fatale Wendung nahm und durch
seinen frühen Tod 1941 an einem künstlerisch-moralischen Tiefpunkt endete.
1 Jeanpaul Goergen: Walter Ruttmann. Eine Dokumentation. Freunde der Deutschen Kinemathek, Selbstverlag, Berlin 1989. S. 28, 30