Rüdiger Suchsland über Filmenden im Deutschlandfunk Archiv
Ein wesentlicher Bestandteil des Erzählens im Film ist die Gestaltung der Zeit, die wir in unserem Alltag linear von der Vergangenheit über die Gegenwart hin zur Zukunft wahrnehmen. Mit der Einführung von Montagetechniken ab den 1910er Jahren begannen die Filmemacher*innen Geschichten nicht nur in chronologischer Reihenfolge zu erzählen, sondern Rückblenden (Flashback) und Vorausschauen (Flashforward) einzufügen oder mittels Zeitsprüngen Passagen auszulassen (Ellipse). Zeit konnte nun außerdem beschleunigt oder gedehnt werden, um durch Zeitraffer oder Zeitlupe dramatische Effekte zu erzielen. Deshalb ist es auf der analytischen Ebene hilfreich, die Ordnung der Zeit eines Filmes näher zu betrachten.
Unsere lineare Vorstellung von der Zeit, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft klar abgegrenzt auf einer Linie liegen, stellt Aaron schon am Anfang des Films in Frage. Mit seiner Vorstellung von Zeitsymmetrie haben Vergangenheit und Zukunft die gleiche Gültigkeit für die Gegenwart und er stellt in seiner Vorlesung dem Publikum die Frage, warum wir uns an unsere Vergangenheit, aber nicht an unsere Zukunft erinnern. Der Film beginnt also mit einer Vorlesung über die Zeit und endet mit dem Anfang der Geschichte. Zwischendrin wird uns in vielen Rückblenden (Flashbacks) von Nora, Aron und Natan erzählt, und die Handlung verschmilzt immer mehr mit der Gegenwart.
TC 00:00:20.79 – 00:01:23.37
Jede Geschichte folgt einer zeitlichen Ordnung. Dabei kann der Handlungsverlauf eines Filmes (Plot) der Chronologie der erzählten Geschichte (Story) entsprechen oder von ihr abweichen. Im Wesentlichen lassen sich vier Möglichkeiten unterscheiden:
Aron und Nora bei der Vorlesung
TC 00:02:09
Der Banküberfall
TC 00:05:00
Gespräch mit Noras Mutter
TC 00:13:48
Nora putzt Arons Schuhe
TC 00:37:03
Kennenlernen vor dem Supermarkt
TC 01:31:26
Erstes Treffen in der U-Bahn
TC 01:44:41