Dem Licht gebührt ein Sonderstatus im Film. Es ist sowohl die technische Voraussetzung für jede Aufnahme, denn ohne Licht kann kein Film entstehen, als auch ein wesentliches Gestaltungsmittel. Die Lichtsetzung (Beleuchtung) lenkt unseren Blick auf wichtige Elemente im Bild und beeinflusst die Atmosphäre, die uns eine Szene als freundlich, bedrohlich, natürlich oder künstlich wahrnehmen lässt.
Neben der Herkunft (vorhandenes vs. künstliches Licht) und Quelle des Lichts (diegetisches vs. nicht-diegetisches Licht) sowie verschiedener Beleuchtungsstile (Normalstil, High-Key-Stil, Low-Key-Stil) haben auch die Lichtqualität und die Lichtrichtung einen wesentlichen Einfluss auf die Lichtdramaturgie und Wirkung einer Szene.
Die Lichtqualität (light quality) beschreibt die Intensität und lässt sich in weiches Licht (soft light) und hartes Licht (hard light) einteilen. Während weiches Licht eine breite Streuung aufweist und damit fließende Übergänge zwischen hellen und schattigen Bildbereichen erzeugt, treten die Oberflächenstrukturen bei einer harten Ausleuchtung stärker in den Vordergrund und die Konturen werden betont. Eine Ausleuchtung mit hartem Licht lässt Personen dadurch häufig unvorteilhafter und härter wirken, da Details (z.B. Fältchen im Gesicht) betont werden.
Hartes und weiches Licht im Vergleich, Foto: Volker Wiedhoff
Neben der Qualität ist auch die Lichtrichtung ein wichtiges dramaturgisches Stilmittel, das durch die Position der Lichtquelle bestimmt wird und in Oberlicht (Top lighting), Unterlicht (under lighting), Seitenlicht/Streiflicht (sidelight), Vorderlicht (frontal lighting) und Gegenlicht (back light) eingeteilt wird.
Schematische Darstellung der verschiedenen Lichtrichtungen im Verhältnis zur Position der Kamera
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Wo Licht ist, müssen zwangsläufig auch Schatten sein, die Szenen nicht nur natürlich wirken lassen, sondern häufig auch als besonderes Gestaltungselement eingesetzt werden. Dabei werden Schlagschatten und Eigenschatten unterschieden. Bei einem Schlagschatten wirft ein Objekt den Schatten auf ein anderes Objekt. Schlagschatten werden häufig dazu genutzt, um Bedrohungen oder Machtverhältnisse auszudrücken. Eigenschatten entstehen, wenn Objekte oder Figuren Schatten auf sich selbst erzeugen, z.B. wenn die Nase einen Schatten auf die Wange wirft. Eigenschatten unterstützen den räumlichen Eindruck und lassen Filmbilder natürlich wirken.
Schematische Darstellung von Eigen- und Schlagschatten bei einer Kugel, die von links oben von der Sonne beschienen wird
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Auch die Farbqualität des Lichts ist ein wichtiges Gestaltungsmittel in Mein Ende. Dein Anfang. Eine Schlüsselszene mit einer besonderen Farbgestaltung kannst du in einer Szenenanalyse untersuchen.